Was ist das größte Problem, dem wir gegenüberstehen? Das größte Problem, über das sich eine Person, die nach Gottgefälligkeit trachtet, Gedanken macht, ist das Überwinden der Versuchung zu sündigen.

„Du wirst überrascht sein, festzustellen, dass du nicht fällst. Gottes Gnade wird dich aufrecht halten.“

In Hebräer 4,15 lesen wir, dass Jesus „in allem versucht wurde wie wir, doch ohne Sünde“. Deshalb kann Er mit uns mitfühlen. Er fühlte den Sog jeder Versuchung genauso wie wir ihn empfinden. Sonst würde hier nicht geschrieben sein, dass Er „in allen Dingen so wie wir“ versucht wurde. Als Satan Ihn versuchte, spürte Er den Sog der Versuchung, aber Er sagte „Nein“. Wenn Er diesen Sog nicht gespürt hätte, wäre es keine Versuchung gewesen. Versuchung ist wie Tauziehen. Zwei Teams halten das Seil und ziehen jeweils in die entgegengesetzte Richtung. Wenn du versuchst, an einem heiligen Leben festzuhalten, spürst du einen Sog in die andere Richtung. Das ist eine Versuchung. Wenn auf der anderen Seite niemand am Seil zieht, gibt es kein Tauziehen. Wenn Jesus keinerlei Sog gespürt hat, dann müssten wir sagen, dass Er nicht so wie wir versucht wurde. Dann müssten wir sagen, dass die Bibel Lügen erzählt, wenn es in Matthäus 4,1-10 heißt, dass der Teufel Ihn versuchte, und wenn es in Hebräer 4,15 heißt, dass Er in allem wie wir versucht wurde.

In der Bibel bezieht sich das Wort „Versuchung“ immer auf die Versuchung, Sünde zu begehen. Gewöhnliche Begehren wie das Verlangen zu schlafen, wenn wir müde sind, sind keine Versuchung. Das ist hier nicht die Bedeutung, wenn es heißt, das Jesus so wie wir versucht wurde. Er wurde so wie wir versucht zu sündigen – und Er hat nicht gesündigt. Ist Er auf diesem Gebiet ein Beispiel für uns? Gewiss. Wir sehen in Hebräer 2,17, dass Er uns in allen Dingen gleich wurde. Er war nicht wie ein Engel mit Flügeln, der versuchte, uns Schwimmen beizubringen. Nein. Er kam ohne Seine „Flügel“ auf die Erde, damit Er uns Schwimmen beibringen konnte. Als Jesus auf dem Wasser wandelte, überwand Er das Gesetz der Schwerkraft. Wenn ein Engel über das Wasser geglitten wäre, wäre das das kein Wunder gewesen. Aber das war ein Wunder, weil Jesus die Schwerkraft überwand. Als Er zu Petrus sagte, dass er auch auf dem Wasser wandeln könnte, sagte Er ihm in Wirklichkeit, dass er dasselbe tun könnte, was Jesus tat, wenn er Ihm vertraute. Unser Vater im Himmel ist gegenüber Seinem ältesten Sohn, Jesus, nicht parteiisch. Was Er für Jesus tat, das wird Er auch für uns tun, wenn wir Ihm vertrauen.

Jesus wurde in allem versucht wie wir, aber Er sündigte nicht. Und darin ist Er unser Beispiel und Vorbild. Jedes Mal, wenn wir versucht werden, können wir zum Herrn sagen: „Herr, irgendwann in Deinem irdischen Leben in Nazareth bist Du auch so versucht worden, wie ich jetzt versucht werde. Hilf mir genauso zu reagieren, wie Du damals reagiert hast.“ Wirst du versucht, entmutigt zu sein oder auf eine sündige Art und Weise zu reagieren? Auch Jesus wurde auf diesen Gebieten versucht. Aber Er hat nicht gesündigt. So kannst du auf Sein Beispiel schauen und sagen: „Herr, ich möchte Dir nachfolgen.“ Er lebte auf diese Weise durch die Kraft des Heiligen Geistes. Deshalb müssen auch wir nach der Kraft des Heiligen Geistes trachten, wenn wie so wie Er leben möchten. Und deshalb heißt es in Hebräer 4,16: „Darum lasst uns (auch) freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade…“ Das Wort „Darum…“ bezieht sich auf den vorherigen Vers, wo es heißt, dass Jesus versucht wurde wie wir und nicht sündigte. Darum können auch wir zum Thron der Gnade hinzutreten, so wie Er das in seinen irdischen Tagen getan hat und dieselbe Gnade empfangen, die auch uns befähigen kann, Sünde zu überwinden.

Hebräer 4,16 spricht von Barmherzigkeit und Gnade. Es gibt einen Unterschied zwischen Barmherzigkeit und Gnade. Barmherzigkeit befasst sich mit unserer Vergangenheit, während Gnade für die Zukunft ist. Wir brauchen Barmherzigkeit für die Sünden, die wir begangen haben. Dann brauchen wir Gnade, um uns zu helfen, Sünde in der Zukunft zu überwinden. Unter dem alten Bund hatten sie nur Barmherzigkeit. Gnade kam durch Jesus Christus im neuen Bund (Johannes 1,17). Jesus brauchte keine Barmherzigkeit, weil Er nie sündigte. Aber wir brauchen sowohl Barmherzigkeit als auch Gnade.

Was ist die „Zeit unserer Not“, wenn wir Hilfe brauchen, von der Hebräer 4,16 spricht? Es ist die Zeit, wenn du versucht wirst. Angenommen, du kletterst auf einen Berg und bist ausgerutscht, und hängst mit deinen Fingern an einer Klippe. Du kannst dich nicht länger festhalten, fällst hinunter und brichst dir die Knochen. Dann schreist du um Hilfe. Dann kommt der Krankenwagen, hebt dich auf und bringt dich ins Krankenhaus, um deine Knochen zu richten. Das ist Barmherzigkeit. Aber wenn du um Hilfe schreist, bevor du fällst, und jemand zieht dich hoch und hilft dir, auf dem Felsen zu stehen, dann ist das Gnade. Deine wirkliche Not ist bevor du fällst. Nach dem Sturz um Hilfe zu schreien ist das Zweitbeste. Das Beste ist, um Hilfe zu bitten, bevor du fällst. Der Heilige Geist ist der Geist der Gnade, und Er wird auch der „Helfer“ genannt. Er kann dir helfen, wenn du ausrutschst (versucht wirst), bevor du fällst. Die meisten Christen fallen immer wieder und bitten immer wieder um Barmherzigkeit. Sie fallen und bitten dann Gott, ihnen zu helfen. Sie fangen dann wieder an zu klettern, fallen erneut und bitten erneut um den „Krankenwagen der Barmherzigkeit“. Zum Glück kommt der Krankenwagen jedes Mal. Aber das ist nicht die Art und Weise, wie du nach Gottes Willen leben sollst.

Das nächste Mal, wenn du versucht bist – wenn du versucht wirst, zornig zu werden oder schmutzige sexuelle Gedanken zu hegen, und du feststellst, dass du ausrutschst, dann schreie: „Herr, gib mir jetzt Gnade.“ Du wirst überrascht sein, festzustellen, dass du nicht fällst. Gottes Gnade wird dich aufrecht halten. In Römer 6,14 heißt es: „Die Sünde wird nicht über euch herrschen, weil ihr unter der Gnade seid.“

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