In einem selbstzentrierten Leben ist die Gesinnung gegenüber Gott und dem Dienst für Ihn gekennzeichnet von einem Geist der Gesetzlichkeit. Das Ego kann versuchen Gott zu dienen. Es kann sogar sehr aktiv in diesem Dienst sein – aber es ist immer ein gesetzlicher Dienst. Es will eine Belohnung für den Dienst, den es Gott bietet. „So viele Jahre diene ich dir“, sagt der ältere Sohn zum Vater, „aber du hast mir nie einen Bock gegeben“. Die ganze Zeit hatte er seinem Vater wegen der Belohnung gedient, aber erst jetzt wurde das deutlich. Der Druck des Augenblicks brachte die Wahrheit hervor.
So dient das Ego Gott – nicht freiwillig, fröhlich und spontan, sondern in der Hoffnung auf eine Belohnung. Die erwartete Belohnung kann auch ein geistlicher Segen von Gott sein. Aber auch ein Dienst, der aus diesem Motiv geschieht, ist gesetzlich und wird von Gott nicht angenommen.
Der ältere Sohn fand seinen Vater hart und grausam, weil er in all den Jahren seinen Dienst nicht belohnt hatte. Er war wie der Mann, dem ein Pfund gegeben war und der am Tag der Abrechnung zu seinem Herrn sagt: „Ich habe dein Pfund für dich aufbewahrt (ohne damit zu handeln), weil ich fürchtete (du würdest den Profit von mir einfordern), denn du bist ein strenger Mann“ (Lukas 19,20-21; LB). Das Ego hält Gott für fordernd und für schwer zufriedenzustellen, und so müht es sich im Dienst für Gott ab und verdammt sich selbst, weil es die Anforderungen eines solch strengen Gottes nicht erfüllt.
Das ist nicht die Art von Dienst, die Gott von uns erwartet. Die Bibel sagt: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“ (2. Korinther 9,7). Auch was den Dienst angeht, freut sich Gott über jemanden, der fröhlich dient, nicht widerwillig oder aus Zwang. Er möchte lieber gar keinen, als einen widerwilligen Dienst. Wenn jemand wegen der Belohnung dient, dann wird es nicht lange dauern, bis Er sich bei Gott beklagt, dass Er ihn nicht genügend segnet. Und noch schlimmer wird es, wenn ein anderer mehr Segen empfängt er selbst.
Vergleichen wir manchmal unsere Arbeit und den Segen, den wir empfangen, mit dem, was andere tun und empfangen? Das kann nur passieren, wenn der Dienst gesetzlich ist. Jesus sagte ein Gleichnis über Arbeiter, die zu unterschiedlichen Stunden des Tages von jemandem eingestellt wurden. Am Ende des Tages gab der Herr jedem einen Denar. Die, die am längsten gearbeitet hatten, beschwerten sich bei dem Herrn: „Wie kannst du uns denselben Lohn geben wie den anderen? Wir haben mehr verdient.“ Sie dienten für Lohn, und als sie bekamen, was sie vereinbart hatten, beschwerten sie sich, dass andere nicht so viel wie sie hätten bekommen sollen (Matthäus 20,1-16).
Genau das sehen wir bei dem älteren Sohn. „Wie kannst du das alles meinem kleinen Bruder geben! Ich bin derjenige, der dir treu gedient hat, nicht er.“
Als die Israeliten Gott unter Murren dienten, sandte Er sie in die Gefangenschaft, wie Er es ihnen vorher angekündigt hatte: „Dafür, dass du dem HERRN, deinem Gott, nicht gedient hast mit fröhlichem und bereitwilligem Herzen, (…) musst du deinen Feinden dienen“ (5. Mose 28,47-48). Nein, Gott freut sich nicht über gesetzlichen Dienst.
Selbstzentrierte Christen dienen Gott oft, um bei anderen Menschen den Eindruck von Geistlichkeit zu erwecken. Nicht reine und glühende Liebe für Christus lässt sie tätig werden, sondern die Angst, dass andere sie für ungeistlich halten könnten, wenn sie nichts tun. Und wenn solche Menschen sich für einen leichten Weg entscheiden, bei dem sie finanziellen Gewinn haben, dann tun sie alles, um jeden davon zu überzeugen, dass Gott sie diesen Weg geführt habe. Wozu ist solche Selbstrechtfertigung notwendig, außer aus geheimer Furcht, dass andere gering von ihrer Geistlichkeit denken. Wie anstrengend und unfrei ist es, Gott so zu dienen.
Welche Freude und Freiheit aber bringt ein Dienst, der aus der Liebe für Christus entspringt. Liebe ist das Öl, das die Maschine unseres Lebens schmiert, sodass nichts knirscht oder ächzt. Jakob arbeitete sieben Jahre lang, um Rahel zu gewinnen. Und die Bibel sagt, dass ihm diese sieben Jahre wie wenige Tage vorkamen, weil er sie so sehr liebte (1. Mose 29,20). So wird es auch bei uns sein, wenn unser Dienst für Gott aus Liebe geschieht. Das wird keine Plackerei oder Strapaze sein.
Die Bibel lehrt, dass die Beziehung zwischen Christus und Seiner Gemeinde wie die zwischen einem Ehemann und seiner Frau ist. Was erwartet ein Ehemann vor allem von seiner Frau? Nicht, dass sie ihm dient. Er heiratet sie nicht vor allem, damit sie ihm das Essen kocht und seine Kleider wäscht. Vor allem wünscht er sich ihre Liebe. Ohne die Liebe ist alles wertlos. Und diese Liebe sucht Gott auch bei uns.