Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter lehrte Jesus, wie wichtig es ist, einem Bruder zu helfen, den wir in einer Notlage sehen (Lukas 10,25-37). Dort sehen wir einen Bibelgelehrten, der Jesus fragt, wie er das ewige Leben erben könne. Jesus antwortete, man müsse Gott von ganzem Herzen lieben und seinen Nächsten wie sich selbst. Aber dieser Bibelgelehrte (wie viele Bibelgelehrte heute auch) „wollte seinen Mangel an Liebe für gewisse Menschen rechtfertigen“ (Lukas 10,29 – Living Bible) und fragte Jesus, auf wen sich das Wort ‚Nächster‘ beziehe. Jesus beantwortete seine Frage mit einem Gleichnis.

Jesus erzählte von einem Mann, der von Räubern zusammengeschlagen worden war und auf der Straße lag. Ein Priester (ein Ältester in Gottes Haus) sah ihn und ignorierte ihn. Jeder in Israel stammte damals von Abraham, Isaak und Jakob ab. Also waren sie alle Brüder und Schwestern, so wie wir Gläubigen es sind. Dieser Mann, der auf der Straße lag, war also ein Bruder des Priesters. Doch der Priester sah ihn und beachtete ihn nicht. Vielleicht hat er ihn sogar verurteilt und gesagt, er hätte nicht nachts allein auf einer einsamen Straße wandern sollen. Wie schnell sind wir manchmal dabei, einen notleidenden Glaubensbruder zu verurteilen statt ihm zu helfen.

Wird der Herr eines Tages zu uns sagen müssen: „Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich war ohne Kleidung, und ihr habt mich nicht bekleidet; krank und gefangen, und ihr habt mich nicht besucht (Matthäus 25,42-43). Ihr habt mir nur Lieder vorgesungen und mir gepredigt, aber mir nie in meiner Not geholfen.“ Jener Priester war mehr darauf bedacht, pünktlich zur Versammlung in Jerusalem zu kommen, als seinem notleidenden Bruder zu helfen. Jesus warnte uns, dass viele Menschen, die sogar regelmäßig in Versammlungen predigen, am Ende in die Hölle kommen können (Matthäus 7,22-23).

Dann kam auch ein Levit (ein Bruder im Haus Gottes) vorbei, und auch er beachtete seinen notleidenden Bruder nicht. Auch er bestand die Prüfung nicht. Auch er wollte pünktlich in der Versammlung sein. Diese beiden Männer wollten zur Versammlung gehen, um zu hören, dass Gott zu ihnen spricht. Aber sie merkten nicht, dass Gott bereits auf dem Weg zur Versammlung zu ihnen sprach, dass sie einem Bruder in Not helfen sollten. Sie hatten keine Ohren, um zu hören, was der Herr sagte. Und so waren ihre Lieder und Gebete an diesem Morgen für Gott wertlos. Gott benutzt sehr oft die Leiden gottesfürchtiger Menschen, um die Herzen derjenigen zu prüfen, die sie leiden sehen. Denke an die Geschichte von Hiob. Gott prüfte durch Hiobs Leiden die Herzen seiner drei Freunde. Und alle drei bestanden die Prüfung nicht.

Erkennen wir uns selbst in dem Priester und dem Leviten im Gleichnis Jesu? Wenn ja, dann lasst uns Buße tun und versuchen, in den kommenden Tagen radikal anders zu werden. Der Priester und der Levit waren Menschen des alten Bundes. Aber wir behaupten, als Christen des neuen Bundes zu Höherem aufgestiegen zu sein. Wenn das so ist, sind wir berufen, Jesus selbst zu repräsentieren. Und wir müssen uns fragen, ob wir ihn richtig repräsentieren.

Schließlich war es ein verachteter Samariter (der heute einen Bruder symbolisiert, der einer babylonischen Konfession mit vielen falschen Lehren angehört), der dem armen, verwundeten Mann half. Dieser Samariter war kein Ältester oder Prediger. Er war nur einer jener stillen Menschen, die immer bereit sind, jedem zu helfen, der in Not ist – ohne jemandem davon zu erzählen, was sie tun. Als er den Verletzten sah, erkannte er, dass ein solches Unglück auch ihn hätte treffen können. Also verleugnete er sich selbst und setzte seine Zeit und sein Geld ein, um seinem bedürftigen Bruder zu helfen.

Hier sehen wir, was es heißt, ein wahrer Jünger des Herrn Jesus Christus zu sein. Nicht durch unsere Lehren spiegeln wir das Wesen Christi wider, sondern durch unsere Haltung gegenüber den bedürftigen Brüdern, die uns auf unserem Lebensweg begegnen. Das bedeutet, zu allen gut, liebevoll und barmherzig zu sein.

Möge der Herr uns helfen, allezeit diesen Weg zu gehen. Amen.

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