Wenn wir die fünf Boten und Gemeinden in Offenbarung 2 und 3 betrachten, die vom Herrn zurechtgewiesen wurden, dann sehen wir bei ihnen einen eindeutigen Abwärtstrend:
(1) In Ephesus sehen wir den Verlust der ersten Liebe für den Herrn. Wenn wir unsere Hingabe an Christus verlieren, haben wir den ersten Schritt nach unten getan. Nach einer Weile führt dies dazu, dass wir auch unsere Liebe für unsere Glaubensgeschwister verlieren.
(2) In Pergamon sehen wir, dass sich durch die Lehre von Bileam unverhohlen Weltlichkeit eingeschlichen hatte. Die Nikolaiten (die von der Gemeinde in Ephesus ferngehalten wurden) haben dort nun Macht erhalten. Wenn die Hingabe an Christus verloren geht, schleicht sich Weltlichkeit ein und die religiöse Hierarchie übernimmt die Gemeinde. Nachdem eine religiöse Hierarchie einmal die Leitung einer Kirche übernommen hat, wird leicht Babylon gebaut.
(3) In Thyatira wurde die Gemeinde durch und durch weltlich, und in der Folge greift religiöse Hurerei um sich. Eine Frau hat nun die Macht, die Gemeinde zu beeinflussen, sie verkündet falsche Gnade und auch die gefälschten Gaben des Geistes (insbesondere Prophetie).
(4) In Sardes sehen wir Heuchelei. Sünde wird vertuscht und die Meinung von Menschen wird höher geschätzt als die Meinung Gottes. Der Bote der Gemeinde ist geistlich eingeschlafen (und ist sich der geistlichen Wirklichkeit nicht bewusst). Diese Form der Frömmigkeit verbirgt jedoch vor den Augen der Menschen den geistlichen Tod, den der Herr in ihm sieht.
(5) In Laodizea sind die Dinge in einem solchen Ausmaß degeneriert, dass der Leib nicht nur gestorben ist, sondern auch zu verwesen und zu stinken anfing. Lauheit und geistlicher Stolz sind die Ursachen für den Tod. In den vier vorhin erwähnten Gemeinden gab es irgendetwas Gutes, das der Herr bei ihnen nach wie vor sehen konnte. Aber hier in Laodizea konnte Er nichts Gutes sehen.
Keiner der Boten der oben erwähnten Gemeinden war sich des wahren geistlichen Zustandes seines Lebens und seiner Gemeinde bewusst. Sie alle waren wegen der hohen Meinung, die sie von sich hatten, selbstzufrieden. Sie konnten nicht hören, was der Herr ihnen persönlich zu sagen hatte, weil sie alle damit beschäftigt waren, Predigten für andere vorzubereiten. Sie hatten mehr Interesse an ihrem Predigtdienst als daran, ihre eigene Not zu sehen. Wenn jemand einmal ein Bote einer Gemeinde geworden ist, ist es sehr leicht, sich einzubilden, dass man über die Notwendigkeit von Zurechtweisung erhaben ist. Die Bibel spricht von „einem König, der alt, aber töricht ist und nicht versteht, sich raten zu lassen“ (Prediger 4,13). Die Boten dieser fünf Gemeinden waren alle wie dieser törichte König. Ihr Wort war so lange Gesetz gewesen, dass sie sich nicht einmal die Möglichkeit, dass sie selber in irgendeiner Sache falsch liegen könnten, vorstellen konnten! Von solcher Art war ihr verführter Zustand. Sie bildeten sich ein, dass sie Gottes Salbung über ihrem Leben nie verlieren könnten. Es war ihre stolze Einstellung, die sie geistlich taub machte. König Saul war ein anderer törichter König, der gut begann, aber sehr bald vom rechten Weg abkam. Er war „gering in seinen Augen“, als er zuerst vom Herrn zum König gesalbt wurde (1. Samuel 15,17; ELB). Aber er hielt diese Gesinnung, gering von sich zu denken, nicht aufrecht. Daher verlor er die Salbung Gottes. Die Salbung ging dann auf den jungen David über. Schließlich nahm Gott Sauls Leben weg und setzte David auf den Thron.
Wir sehen heute in vielen Gemeinden ähnliche Situationen. Die Salbung des Geistes ist von vielen gewichen, die einmal die Boten des Herrn waren, und sie ruht jetzt kraftvoll auf einigen jüngeren Brüdern in ihren Gemeinden. Aber die „alten und törichten Könige“ können es nicht ertragen, dies zu sehen. Was tun sie also? Ihre Eifersucht und ihr selbstsüchtiges Verlangen, ihre Reiche zu erhalten, veranlasst sie, diese jüngeren Brüder auf die eine oder andere Weise zu unterdrücken. Vielleicht ist auch in den fünf rückfälligen Gemeinden in Kleinasien Ähnliches passiert. Daher gibt der Herr diesen Boten eine letzte Warnung.
Bei Gott gibt es kein Ansehen der Person und Gott hat keine Favoriten. Sogar der Apostel Paulus realisierte, dass er abfallen und disqualifiziert werden könnte, wenn er nicht darauf achtete, ein diszipliniertes Leben zu führen (1. Korinther 9,27).
Paulus sagte zu Timotheus: „Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Dingen! Denn wenn du dies tust, so wirst du sowohl dich selbst retten als auch die, die dich hören“ (1. Timotheus 4,16). Timotheus musste zuerst auf sein eignes Leben achtgeben. Dann würde er in der Lage sein, in seinem eigenen Leben die Errettung von mangelnder Christusähnlichkeit zu erfahren und in der Folge auch andere zu einem solchen Heil zu führen. Das ist der Weg, den der Herr für alle Seine Boten in allen Gemeinden bestimmt hat.
Paulus sagte den Ältesten der Gemeinde in Ephesus ebenfalls, sie sollten zuerst auf ihr eigenes Leben und dann auf das Leben ihrer Herden achtgeben (Apostelgeschichte 20,28).
Das ist die Verantwortung eines jeden Boten des Herrn – zuerst sein eigenes Leben in Reinheit und unter der ständigen Salbung des Geistes zu bewahren. „Lass deine Kleider immer weiß sein und lass deinem Haupte Salbe nicht mangeln“ (Prediger 9,8).
Der Herr wollte zu diesen Boten direkt sprechen. Aber sie hatten keine offenen Ohren. Schließlich musste Er durch einen Apostel zu ihnen sprechen. Gott sei Dank gab es wenigstens einen Johannes, der die Stimme des Herrn klar verstehen konnte.
Trotz ihres Versagens hatte der Herr jedoch für alle fünf Boten Hoffnung – Er hielt sie nach wie vor in seiner rechten Hand (Offenbarung 2,1). Wenn sie Buße taten, konnten sie erneut herrliche Brüder werden. Und ihre Gemeinden könnten wieder die Herrlichkeit des Herrn ausstrahlen. Wenn sie jedoch nicht auf diese letzte Warnung hörten, würde der Herr sie verwerfen.
Die Geschichte der christlichen Kirche (Gemeinde) zeigt, wie sich dieser Prozess während der letzten 20 Jahrhunderte in allen Teilen der Welt immer wieder wiederholt hat. Das ist der Grund, warum wir heute an allen Orten so viele babylonische „Kirchen“ finden. Es kann in einer Phase so schlimm werden, dass in einer Stadt überhaupt kein Leuchter mehr übrig ist. Jede so genannte Kirche kann eine babylonische sein.
Wonach hält der Herr in einer Gemeinde Ausschau? Nach einer Gemeinde,
(i) die eine brennende Hingabe an Christus und Liebe füreinander hat;
(ii) die einen lebendigen Glauben an Gott verkündet;
(iii) die völligen Gehorsam gegenüber allen Geboten Gottes betont;
(iv) die das Zeugnis Jesu ohne Scham verkündet;
(v) die sich gegen geistlichen Stolz, Heuchelei und Weltlichkeit stellt;
(vi) die falsche Apostel, falsche Lehrer und falsche Gaben entlarvt;
(vii) die ständig die Kreuzigung des Fleisches predigt;
(viii) die alle Gläubigen ermutigt, sich ständig selbst zu richten;
(ix) die Gläubige herausfordert, Überwinder zu sein, so wie es Jesus selbst war.
Der Herr wünscht sich an jedem Ort ein solches Zeugnis für Seinen Namen.
Empfohlene Predigt: Das Fundament und die drei Stockwerke der Gemeinde (Hier klicken).