Es ist für einen Gläubigen sehr leicht, über seinen wahren geistlichen Zustand in Unkenntnis zu sein, wenn er nicht vor Gottes Angesicht lebt. Dies wird aus den Zurechtweisungen deutlich, die der Herr den Leitern der sieben Gemeinden im Buch der Offenbarung gegeben hat. Zum Boten (Ältesten) der Gemeinde in Laodizea sagte Er: „Du erkennst nicht, dass du elend und erbärmlich bist, arm, blind und entblößt“ (Offenbarung 3,17).
Gott lässt verschiedene Situationen in unserem Leben entstehen, die offenbaren, was in unseren Herzen verborgen liegt. Im Laufe der Jahre haben wir aufgrund der schwierigen Erfahrungen, die wir mit verschiedenen Menschen gemacht haben, viele unangenehme Erinnerungen in unseren Herzen gespeichert. Sie liegen im tiefsten Inneren unseres Herzens verborgen – und wir bilden uns ein, dass unser Herz rein ist. Dann lässt Gott irgendeine kleine Sache geschehen, die all diese verrotteten Dinge aufwühlt und sie alle in unseren Verstand bringt. Das ist die Zeit, in der wir uns reinigen und den betroffenen Menschen verzeihen und uns entscheiden müssen, sie zu lieben. Wenn wir eine solche Gelegenheit nicht nutzen, um diese Dinge aus unseren Herzen zu reinigen, werden sie, nachdem der Aufruhr vorbei ist, wieder auf den Grund sinken und in unseren Herzen bleiben. Wir können uns dann einbilden, dass alles in Ordnung ist. Aber dem ist nicht so. Ein weiteres kleines Ereignis kann sie uns alle wieder in unser Gedächtnis rufen. Wir müssen uns also jedes Mal reinigen, wenn etwas an die Oberfläche kommt.
Wir sehen im Fall des älteren Bruders des verlorenen Sohnes, wie er eine falsche Einstellung zu seinem jüngeren Bruder hatte. Doch diese kam erst zum Vorschein, als sein Bruder zurückkam und ein Fest für ihn veranstaltet wurde. Dann sehen wir, wie er seinen Bruder mit Anschuldigungen konfrontierte, die er sich einbildete, ohne zu überprüfen, ob seine Aussagen der Wahrheit entsprachen oder nicht (zum Beispiel, dass sein jüngerer Bruder „sein Geld mit Huren vergeudet hatte“ – Lukas 15,30). Wenn wir kein gutes Verhältnis zu jemandem haben, werden wir immer die schlimmsten Dinge über ihn glauben.
Der Vater sagte zu seinem älteren Sohn, „Alles, was mein ist, ist dein“ (Lukas 15,31). Anstatt sich mit dem zu beschäftigen, was der Vater ihm gab, war der ältere Bruder mit seinen eigenen Leistungen beschäftigt: „Ich war nie einem deiner Befehle ungehorsam. Ich habe dir all diese Jahre gedient.“ Er war auch mit den Unzulänglichkeiten seines Bruders beschäftigt: „Dieser dein Sohn hat dein Geld verschwendet“ (Lukas 15,29-32). Wie dieser Vater sagt auch Gott zu uns: „Alles, was mein ist, ist dein“ (Lukas 15,29-32). Alles, was in Jesus ist, gehört uns – all Seine Reinheit, all Seine Güte, all Seine Geduld, all Seine Demut usw.
Die Lektion, die wir aus dieser Geschichte lernen müssen, ist genau dies: Beschäftige dich stets mit den Reichtümern der Gnade Gottes – und nicht mit deinen eigenen Errungenschaften oder mit dem Versagen deiner Glaubensbrüder.
Unser Ziel muss es sein, in der Gnade und in der Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus zu wachsen (2. Petrus 3,18). Hier ist eine andere Definition von Gnade aus 2. Korinther 8,9: „Gnade machte Jesus, der reich war, arm um unseretwillen, damit wir gesegnet (reich) werden.“ Wir werden bereit sein, gering, verkannt und sogar von anderen verachtet und in den Augen anderer arm zu sein, wenn wir nur ein Segen für eine bedürftige Welt sein können. Jesus ging umher und tat Gutes, weil Er Gnade von Seinem Vater erhielt (Apostelgeschichte 10,38). Das ist es, was Gnade auch für dich tun kann – dich zu einem Segen für andere zu machen.
Als Jesus in einer schwierigen Situation war, betete Er nicht: „Vater rette mich aus dieser Stunde“, sondern: „Vater verherrliche deinen Namen“ (Johannes 12,27). Das ist es, was auch du in schwierigen Situationen beten musst. Du darfst nicht nach einem leichten Leben trachten, sondern nach einem Leben, in dem Gott verherrlicht wird, koste es, was es wolle. Bitte Gott nicht darum, die schwierigen Menschen oder Umstände zu ändern, in die Gott dich gestellt hat. Bitte Ihn, dich in diesen Situationen zu verändern. Diejenigen, die kontinuierlich so beten, werden in der Gnade wachsen – und trotz all ihrer vergangenen Fehler echte Heilige sein. Denke an das Versprechen, „Meine Gnade genügt dir“ (2. Korinther 12,9). Gottes Gnade ist ausreichend für jede einzelne Aufgabe, die du zu erledigen hast, und sie ist ausreichend für jede Prüfung und jedes Problem, dem du dich jemals und zu jeder Zeit stellen musst.