Hebräer 10,19-25 ist der zentrale Abschnitt des Hebräerbriefes. Hier ist von einem neuen und lebendigen Weg die Rede, den Jesus eröffnet hat, um in die unmittelbare Gegenwart Gottes zu kommen und dauerhaft dort zu leben. Das war von Anfang an Gottes Plan für den Menschen und das ist unser Privileg im neuen Bund. „Nun haben wir Zuversicht, Brüder, (erstens) durch das Blut Jesu, und (zweitens) durch einen neuen und lebendigen Weg in das Allerheiligste einzutreten, den er für uns aufgetan hat durch den Vorhang hindurch, das heißt, durch sein Fleisch“ (frei übersetzt). Als Jesus starb, wurde der Vorhang im Tempel zerrissen. Dieser Vorhang symbolisierte sein Fleisch – d. h. seinen eigenen Willen –, der jeden Tag seines irdischen Lebens zerrissen (gekreuzigt) wurde, sodass er stets nur den Willen Seines Vaters tat (Joh 6,38). Dieser Weg wird der neue und lebendige Weg genannt. „Neu“ bedeutet „immer frisch“. In Offenbarung 15,9 lesen wir, dass sie im Himmel ein neues Lied von Jesu Tod auf Golgatha sangen. Wie konnte das jemals ein „neues“ Lied sein? Für alle, die es singen, ist es frisch und neu. Es ist so, als ob sie das allererste Mal von Christi Tod hören. Auf diese Art und Weise macht der Heilige Geist den Tod Christi für uns ständig lebendig und frisch. Ebenso ist auch der Weg der Nachfolge Jesu für uns jeden Tag neu und aufregend. Das ist der stets frische Weg des Kreuzes, der Weg des Todes des eigenen Ichs und unseres Eigenwillens, indem wir unseren Leib als Opfer darbringen, um jeden Tag allein den Willen Gottes zu tun. Wir müssen jetzt den Vorhang nicht mehr zerreißen, denn Jesus hat den Vorhang bereits zerrissen und den Weg aufgetan. Aber wir müssen auf diesem Weg wandeln, um ständig in Gottes Gegenwart zu leben.

Jesus hat diesen neuen Weg für uns aufgetan, um darauf zu wandeln. Es war für Jesus nicht leicht, diesen Weg zu gehen. Er musste 33 ½ Jahre lang den Preis, jeden Tag dem eigenen Ich zu sterben, bezahlen, um diesen Weg für uns aufzutun. Es ist die Straße der Heiligkeit, auf die uns Jesus nun einlädt, dass wir darauf wandeln sollen (Jes 35,8). Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht im Weg an sich aufgehen – dem Weg des Kreuzes. Unsere Augen sollten stets auf das Ziel gerichtet sein. Jesus erduldete das Kreuz wegen der Freude, die vor ihm lag – nämlich die Freude der Gemeinschaft mit dem Vater.

Wenn du von Chennai nach Bangalore auf einer neuen, hervorragenden Straße fährst, wirst du nicht die ganze Zeit damit verbringen, die Straße zu bewundern. Denn dann wirst du Bangalore nie erreichen. Die Straße ist nur ein Mittel, dein Ziel zu erreichen. Ebenso ist der Weg des Kreuzes bloß ein Mittel, in die Gegenwart des Vaters zu kommen und jeden Tag dort zu leben. Viele Christen sprechen nur darüber, das Fleisch in den Tod zu geben. Aber sie sind düster, miserabel, kritisch und richten andere – womit sie beweisen, dass ihr Fleisch noch immer sehr lebendig ist! Daher machen sie in ihrem Leben keinerlei Fortschritt. Nach 20 Jahren sprechen sie immer noch über die Straße und scheinen ihrem Ziel nie näher zu kommen – sie werden nicht christusähnlicher. Unser Ziel ist Christusähnlichkeit und eine engere Beziehung mit Gott.

Wir sollen das Rennen nicht laufen, indem wir auf die Straße schauen, sondern auf Jesus (Hebr 12,1-2). Läufer schauen nie auf die Straße, auf der sie laufen. Sie schauen stets nach vorne, auf das Ziel hin. Leute, die auf die Straße hinunterschauen und laufen, werden das Rennen als Letzte beenden. Wenn du bloß von der Botschaft vom Kreuz ergriffen bist, bist du nicht heilig. Aber wenn du von der Person Jesu selbst ergriffen bist, dann bist du heilig.

Der Herr hat für uns den Weg des Kreuzes eröffnet, damit wir darauf wandeln – und Er ist unser Hohepriester und Vorläufer. So „können wir uns jetzt mit wahrhaftigem Herzen Gott nahen, in völliger Gewissheit des Glaubens, durch Besprengung der Herzen los vom bösen Gewissen und am Leib gewaschen mit reinem Wasser.“ (Hebr 10,22). Das bedeutet, dass jede Sünde, die wir mit unserem Leib begangen haben, in Ordnung gebracht wurde. Wir haben uns bei allen Menschen, die wir auf irgendeine Weise verletzt haben, entschuldigt; wir haben das Geld, um das wir Menschen betrogen haben, zurückgegeben usw. Auf diese Weise werden unsere Zunge und unsere Hände von diesen Befleckungen gereinigt. Wir „halten jetzt am Bekenntnis der Hoffnung fest, ohne zu wanken“. Wir denken jetzt an unsere Glaubensgeschwister und „überlegen, wie wir sie zur Liebe anspornen können“. Wir leben nicht mehr länger für uns selbst; und wir suchen „so oft wie möglich die Gemeinschaft mit anderen“, und erwarten sehnsüchtig die Rückkehr unseres Herrn (Hebr 10,23-25).

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