Jesus sagte in Johannes 16,33: „In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Er versprach nie, dass wir der Bedrängnis entkommen würden, seien es kleine Bedrängnisse oder sei es die große Drangsal [Trübsal]. Aber Er sagte, dass wir überwinden können, so wie Er überwunden hat. Er hat viel mehr Interesse daran, uns zu Überwindern zu machen, als daran, uns aus Bedrängnis zu erretten, denn Er hat mehr Interesse an unserem Charakter als an unserem Komfort. Auch sagte Jesus nie, die Errettung aus der großen Drangsal sei eine Belohnung für Treue, wie manche lehren. Er sagte im Gegenteil, dass diejenigen, die alles verlassen, um Ihm nachzufolgen, mehr Bedrängnis haben würden als andere, die Ihm nicht nachfolgen (Markus 10,30). Als Er zu Seinem Vater für Seine Jünger betete, sagte Er: „Ich bitte nicht, dass Du sie aus der Welt nimmst, sondern dass Du sie bewahrst vor dem Bösen“ (Johannes 17,15). Er wollte damals NICHT, dass Seine Jünger aus der Welt entrückt würden, nur weil sie in Bedrängnis geraten würden.

Als im dritten Jahrhundert in den römischen Amphitheatern Christen den Löwen vorgeworfen wurden und in verschiedenen Teilen des römischen Reiches Christen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, errettete der Herr sie nicht aus solcher Drangsal. Der Gott, der zur Zeit von Daniel den Löwen das Maul verschloss und dem Feuerofen seine Kraft nahm, tat solche Wunder nicht für die Jünger Jesu – denn sie waren Christen des neuen Bundes, die Gott durch ihren Tod verherrlichten. Wie ihr Herr Jesus beteten und erwarteten sie nicht, dass zwölf Legionen von Engeln kämen, um sie vor ihren Feinden zu beschützen. Gott sah aus dem Himmel zu, wie die Braut Seines Sohnes von Löwen in Stücke zerrissen und zu Asche verbrannt wurde; und durch ihr Zeugnis wurde Er verherrlicht; denn „sie folgten dem Lamm nach, wohin es auch geht“, selbst in einen gewaltsamen Tod (Offenbarung 14,4). Das einzige Wort, das der Herr zu ihnen sprach, war: „Sei getreu bis in den Tod, so werde ich dir die Krone des Lebens geben“ (Offenbarung 2,10). Auch heute, wenn in vielen Ländern Jünger Jesu um Seines Namens willen verfolgt und gefoltert werden, nimmt der Herr sie nicht von der Erde fort. Und Er wird auch uns nicht vor der großen Drangsal in den Himmel entrücken. Er wird etwas viel Besseres tun. Er wird uns zu Überwindern inmitten der großen Drangsal machen.

Jesus hat ein viel größeres Interesse daran, uns von dem Bösen zu erretten, als daran, uns von der Drangsal zu erretten. Er lässt uns durch Bedrängnis gehen, weil Er weiß, dass es der einzige Weg ist, uns geistlich stark zu machen.

Diese Botschaft ist für eine Christenheit, die den Komfort liebt und seit Jahren sonntags in den Kirchenbänken von Predigern, nach denen ihnen die Ohren jucken, verhätschelt wird, allerdings eine sonderbare Lehre. Aber dies ist die Botschaft, die die Apostel in den ersten Gemeinden predigten. „Dabei stärkten sie (die Apostel Paulus und Barnabas) die Jünger und ermahnten sie, unbeirrt im Glauben zu bleiben, und sagten, dass wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen müssen“ (Apostelgeschichte 14,22).

Die kleinen Bedrängnisse, die wir jetzt zu Hause und bei der Arbeit haben, sind lediglich eine Vorbereitung auf größere, die kommen werden. Deshalb ist es entscheidend, dass wir jetzt treu sind. Denn Gott sagt: „Wenn du mit Fußgängern gelaufen bist und sie dich müde gemacht haben, wie willst du dann mit Rossen um die Wette laufen?“ (Jeremia 12,5). In Offenbarung 1,9-10 nennt Johannes sich selbst „Mitteilhaber an der Bedrängnis in Jesus“. Jeder ganz hingegebener Jünger Jesu sollte bereit sein, an der „Bedrängnis in Jesus“ teilzuhaben, solange er noch in der Welt ist. Johannes empfing diese Enthüllung nicht, während er in Behaglichkeit lebte. Er empfing sie, während er auf Patmos Bedrängnis erlebte „um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu Christi willen“ (Offenbarung 1,9). Er musste selbst Drangsal erfahren, um darüber schreiben zu können, wie die Heiligen in den letzten Tagen die große Drangsal durch den Antichristen erleben würden. Gott führt uns zuerst durch Anfechtungen und Bedrängnisse, bevor Er uns einen Dienst für andere gibt, die in Bedrängnis sind. Beharrlichkeit ist eine große Tugend, die im Neuen Testament immer wieder hervorgehoben wird. Jesus sagte selbst: „Dann wird man euch der Drangsal preisgeben. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden“ (Matthäus 24,13).

Print Friendly, PDF & Email
Bitte weitersagen: