Die erste Prüfung: Als Abraham 75 Jahre alt war, verlangte Gott von ihm, seine Heimatstadt und seine Verwandten in Ur, Chaldäa zu verlassen und im Vertrauen auf Gott ins Unbekannte aufzubrechen. Das war die erste Prüfung, die er bestand. Es ist nicht leicht, mit Vater, Mutter, Geschwistern und allen Verwandten zu brechen, aber solange die Nabelschnur, die uns an sie bindet, nicht durchtrennt wird, können wir nie Jünger Jesu sein. Jesus sagte: „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter, seine Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein“ (Lukas 14,26). Abraham gehorchte Gott sofort. Ich habe mich gefragt, was passiert wäre, wenn Abraham nicht auf Gottes Ruf gehört hätte. Gott hätte ihn sicherlich nicht gezwungen. Gott hätte einen anderen gefunden und wir hätten nie wieder etwas von Abraham gehört. Dieser andere, der auf Gott hörte, wäre der Vater des Glaubens und Vorvater des Messias geworden. Wie viel hätte Abraham verpasst, wenn er in dieser ersten Prüfung versagt hätte! Als er Ur verließ und dem Flehen seiner Verwandten keine Beachtung schenkte, hatte er keine Vorstellung davon, welch herrliche Zukunft Gott für ihn vorbereitet hatte. Gott ruft auch heute noch Menschen, so wie er Abraham gerufen hat. Und diejenigen, die gerufen werden, haben keine Ahnung davon, um wie viel es geht, wenn sie den Ruf Gottes hören. Die 2000-jährige Kirchengeschichte ist voll von erstaunlichen Geschichten von Männern und Frauen, die sofort freudig und mit ganzem Herzen auf Gottes Ruf  reagierten und Gottes Pläne erfüllten.

Die zweite Prüfung: Nachdem Abraham von seinen Verwandten unabhängig geworden war, konnte Gott ihn in Bezug auf materielle Dinge prüfen. Auch das ist eine weitere Voraussetzung für Jüngerschaft. Jesus sagte: „So kann auch keiner mein Jünger sein, der nicht allem entsagt, was er hat“ (Lukas 14,33). In 1. Mose 13 und 14 lesen wir von zwei Begebenheiten, wo Abraham in Bezug auf den Mammon geprüft wurde. Das erste Mal war, als Lot und er sich trennen mussten, weil ihre Herden zu groß geworden waren, als dass sie hätten zusammen bleiben können. Leicht und mit Recht hätte Abraham als der Ältere und als derjenige, den Gott nach Kanaan gerufen hatte, die erste Wahl für das Land fordern können. Aber aus echter Selbstlosigkeit und Großherzigkeit überließ er Lot die erste Wahl. Lot wählte, was dem menschlichen Auge als das Beste erschien – das Land Sodom. Aber weder Lot noch Abraham waren sich bewusst, dass Gott ein stiller Zeuge dieser Transaktion war – so wie Er es bei all unseren finanziellen Transaktionen ist. Gott war so erfreut über die Selbstlosigkeit, die Abraham dabei an den Tag legte, dass Er sofort zu ihm sprach und ihm sagte, dass sein Same das ganze Land erben würde, das er sah, und zwar nach allen Himmelsrichtungen hin. Das beinhaltete auch den Anteil, den Lot sich erwählt hatte. „Der Herr aber sprach zu Abraham, nachdem sich Lot von ihm getrennt hatte: Hebe doch deine Augen auf und schaue von dem Ort, wo du wohnst, nach Norden, Süden, Osten und Westen. Denn das ganze Land, das du siehst, will ich dir und deinem Samen geben auf ewig“ (1. Mose 13,14-15). In 1. Mose 14 lesen wir nochmals, wie Abraham sich mit der Würde eines wahren Diener Gottes verhielt, als es um materielle Dinge ging. Abraham hatte die Leute und die Habe des Königs von Sodom von seinen Feinden zurückgebracht. Als Belohnung wollte der König von Sodom Abraham die ganze Habe überlassen. Aber Abraham weigerte sich, etwas anzunehmen. „Abraham aber sprach zu dem König von Sodom: Ich hebe meine Hand auf zu dem Herrn, zu Gott, dem Allerhöchsten, dem Besitzer des Himmels und der Erde, dass ich von allem, was dir gehört, nicht einen Faden noch Schuhriemen nehmen will, damit du nicht sagen kannst: ‚Ich habe Abraham reich gemacht.’“ (1. Mose 14, 22-23). Abraham sagte damit eigentlich: „Mein Gott ist der Besitzer des Himmels und der Erde. Deshalb brauche ich nichts von dir.“ Wieder war Gott ein stiller Zuhörer in dieser Situation. Sofort danach erschien Er Abraham und sagte ihm, dass Er selbst ihn belohnen würde. „Nach diesen Begebenheiten geschah es, dass das Wort des Herrn an Abram in einer Offenbarung erging: Fürchte dich nicht, Abram, ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn“ (1. Mose 15,1). Wenn wir Gott ehren, wird Er uns gewiss auch ehren.

Die dritte Prüfung: Abraham war in Bezug auf seine Eltern und in Bezug auf materielle Dinge geprüft worden. Nun musste er in Bezug auf seinen Sohn geprüft werden. In 1. Mose 22,2 sagte Gott zu Abraham: „Nimm doch deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, Isaak, und geh hin in das Land Morija und bringe ihn dort zum Brandopfer dar auf einem der Berge, den ich dir nennen werde!“ Es war eine sehr schwere Aufgabe, die Gott in dieser Nacht von ihm forderte. Abraham hätte den nächsten Tag angehen können, ohne sich darum zu kümmern, und niemand hätte erfahren, dass Abraham ungehorsam gegen Gott gewesen war. Und so prüft Gott auch uns. Er spricht heimlich in unser Herz, so leise, dass selbst die, die mit uns zusammenleben, nicht wissen, was Er zu uns gesagt hat. Gott hat uns auch deshalb einen vollkommen privaten Bereich gegeben – nämlich unsere Gedankenwelt, um uns zu prüfen und festzustellen, ob wir Ihn fürchten oder nicht. Abraham bestand die Prüfung. Es ging ihm nicht um ein gutes Zeugnis vor den Menschen. Er wollte Gott auch im verborgenen Bereich gehorchen. Und so nahm er am folgenden Morgen Isaak, begab sich auf die Reise zum Berg Morija und bot dort das Liebste seines Herzens Gott zum Opfer, wodurch er ausdrückte: „Herr, ich liebe Dich mehr als alles und jeden auf Erden.“ Jetzt gab Gott Abraham Seine „Anerkennungsurkunde“ und verhieß ihm grenzenlosen Segen. „Ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr: Weil du solches getan hast und hast deines eigenen Sohnes nicht verschont, will ich dich segnen und deine Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres, und deine Nachkommen sollen die Tore ihrer Feinde besitzen; und durch deine Nachkommen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast“ (1. Mose 22,16-18). Nichts erfreut Gott mehr als opferbereiter Gehorsam. Niemand kann von Gott anerkannt werden, der diesen Test nicht besteht. Nur wenn wir an den Punkt kommen, dass wir aufrichtig zu dem Herrn sagen können: „Wen habe ich im Himmel außer dir? Und neben dir begehre ich nichts auf Erden“ (Psalm 73,25), können wir vor Gott bestehen. Das ist der Berg Morija, den jeder von uns erklimmen muss, wo wir alles, was uns lieb ist, auf den Altar vor Gott legen und nichts mehr haben als Gott allein.

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